Station 5    Vereinigte Kesselwerke VKW    Werdener Straße



Die Piedboeufsche Dampfkesselschmiede

Hier im alten Gleisdreieck stand eine der ältesten Düsseldorfer Fabriken. Sie hat einen wichtigen Teil der Geschichte der Stadt geschrieben, aber leider ist von dieser Geschichte nichts mehr zu sehen.

In den Zeiten der Industrialisierung expandierte die wallonische Unternehmerfamilie mit dem Firmengründer Jacques Piedboeuf ab 1833 auch nach Deutschland und baute in Aachen, Düren, Neuss und Düsseldorf u.a. Kesselfabriken und Walzwerke. Der Stammsitz und Hauptbetrieb blieb in der Nähe von Lüttich.

Der Sohn Jean Pascal Piedboeuf baute 1857 neben einem Eisenblechwalzwerk in Eller hier die „Dampfkesselschmiede Piedboeuf“ auf. Bedingt durch die Nähe zu den anderen Eisen- und Stahlbetrieben in der direkten Umgebung und den direkten Gleisanschluss zur Köln Mindener Bahn konnte sie schnell expandieren.

1927 wurde das Werk mit anderen Kesselwerken in Düren und Gelsenkirchen zu den Vereinigten Kesselwerken (VKW) zusammengelegt.

Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich VKW zu einem führenden Kesselhersteller in Deutschland und lieferte insbesondere in den 1960er und 70er Jahren Dampferzeuger, Müllverbrennungsanlagen und Ausrüstungen für Kraftwerke und Industrieanlagen in die ganze Welt. Die für die Müllverbrennungsanlage in Flingern entwickelte Walzenrostfeuerung ist als „System Düsseldorf“ weltweit in über 50 Prozent der Müllverbrennungsanlagen im Einsatz.

Zwischen 1963 und 1974 wurde VKW in den Konzern „Deutsche Babcok“ überführt. 1991 stellte Babcok auf Grund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten den Betrieb an der Werdener Straße ein. Alle Werkshallen und der hohe Schornstein an der Fichtenstraße wurden gesprengt und abgerissen.

Nach der Insolvenz von Babcok-Borsig zu Beginn der 2000er Jahre übernahm der (BLB) Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW das alte Betriebsgelände.

Seit 2009 ist hier das Amts- und Landgericht zuhause. Auf den rückwärtigen Flächen der Kesselwerke entsteht im alten Gleisdreieck eine neue Wohnbebauung.

Aktuelles Foto und Text: Kaspar Michels