Station 17  Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 


Flinger Broich 87



Als Traditionsverein legt die Fortuna und natürlich auch wir als Fans sehr viel Wert auf die Geschichte unseres alten „Arbeitersportvereins“ aus Flingern. Am Anfang hatte das aber noch überhaupt nichts mit Fußball zu tun. Um nicht völlig der Legendenbildung zu erliegen, schauen wir genauer hin.

„Am 5. Mai 1895 wurde der „Turnverein Flingern 1895“ gegründet. Der Vereinschronik zufolge bildeten vier „F“ (für frisch, fromm, fröhlich, frei gemäß des Wahlspruchs von Turnvater Friedrich Ludwig Jahn) das Logo des Vereins, der in den Folgejahrzehnten mit anderen Düsseldorfer Clubs zur Fortuna fusionierte.“ (Martin Teigler in „Düsseldorfer Erinnerungsorte“, S. 374). Es ging laut Teigler in der damaligen Turnerbewegung eher um völkische Körperertüchtigung. Fußball galt bei den Turner*innen eher als „Fußlümmelei“.                                                               

Viel später, erst im Mai 1908 wurde der erste „Düsseldorfer Fußballklub Spielverein“ gegründet, der zweite firmierte unter „Fußballklub Alemannia 1911“. Diese Alemannia nannte sich im Jahre 1912 in „Fußballklub Fortuna 1911“ um. Daß bei der Namensgebung eine Brotfabrik „Fortuna“ Pate gestanden haben soll, läßt sich durch keine Fakten belegen.

1913 schlossen sich die beiden Klubs „Spielverein“ und die frühere „Alemannia“ zum „Düsseldorfer Fußballklub Fortuna 1911 zusammen. Dieser Verein fusionierte erst im November 1919 mit dem Turnverein Flingern von 1895 und heißt seit dieser Zeit dann endlich „Düsseldorfer Turn- und Sportverein 1895“                                   

Erst 1930 bekam der Verein von der Stadt Düsseldorf in Erbpacht hier am Flinger Broich, dem heutige Paul Janes Stadion, Sumpfland, das Spieler und Vereinsmitglieder trocken legten und zur Spielstätte machten. Bis ins Jahr 1972 wurde hier gespielt, dann fand der Umzug ins Rheinstadion und 2004 in die Arena statt.         

Sportlich hat die Fortuna einiges vorzuweisen. Schon 1933 wurde der Verein nach einem 3:0 Sieg in Köln gegen Schalke Deutscher Meister. 1966 wurde die Fortuna westdeutscher Amateurmeister und 1979 und 1980 DFB Pokalsieger. Legendär ist das 3:4 gegen Barcelona 1979 im Europa-pokalfinale. Legendär sind aber auch die Ab- und Aufstiege in die Bundesliga in den Jahren 1966,1971,1989,1995, 2012 und 2018. Legendär ist aber auch in den 2000er Jahren unser Weg über die „Dörfer“ von der Oberliga bis zur 1. Liga.                                                                         

Die Fortuna hat 25 Nationalspieler in 240 Spielen gestellt, die bekanntesten sind wohl Toni Turek, Paul Janes, Matthes Mauritz, Gerd Zewe und die Gebrüder Allofs.

Aber auch ein eher trauriges Kapitel soll nicht unerwähnt bleiben. Während der Nazizeit unterstützten einige Funktionäre das faschistische Regime. Der Verein geht offen damit um und bearbeitet auch diesen Teil seiner Geschichte. Schon 1933 wurde der jüdische Arzt und Leiter von Fortunas Fußballabteilung Waldemar Spier gezwungen, zurückzutreten. Er starb zum Kriegsende 1945 im KZ Auschwitz.

In den Jahren 2015 und 2017 haben wir als Fans und Verein bei zwei Gedenkstättenfahrten am Erschießungsplatz in Auschwitz seiner gedacht.                                                               

Foto und Text: Kaspar Michels

Egon Köhnen trifft in der Aufstiegsrunde gegen Nürnberg

 F95 Archiv


Die Meistermanschaft von 1933

Flinger Broich – Fortuna-Platz – Paul-Janes-Stadion

28.09.1930-28.09.2025 - „Heiliger Boden“ seit 95 Jahren


Wir schreiben den 28. September des Jahres 1930. Ein Sonntag. Das zweite Heimspiel der Saison 1930/31 in der Bezirksliga Berg-Mark steht an: Fortuna empfängt den SSV Oberkassel. Das klingt aus heutiger Sicht erst einmal nicht so aufregend. Ist es aber. Denn es ist das erste Spiel in einem Stadion, das bis heute als Herz der Fortuna bezeichnet werden kann: Der Flinger Broich. Der Fortuna-Platz. Das Paul-Janes- Stadion.


Doch beginnen wir die Geschichte knapp 20 Jahre früher. Im Frühjahr 1913 ist der „Düsseldorfer FK Fortuna“ zunächst noch ein „wilder“ Fußballverein. Die stärkste Kraft im Stadtteil Flingern, ja, aber in Düsseldorf dominieren noch die sogenannten „Lackschuhclubs“ wie TuRu oder der DSC 99. Fortuna dagegen ringt zu dieser Zeit noch um die Aufnahme in den Westdeutschen Spielverband. Man möchte endlich auch offiziell um Punkte und Tore gegen den Ball treten. „Kleine Leute Vereine“ mag man beim Verband aber nicht besonders. Die Fusion des Spielverein 08 und des FK Alemania im Jahr zuvor hatte die erste Bedingung zur Aufnahme erfüllt, man wollte nur einem Flingeraner Club die Teilnahme am Spielbetrieb gestatten und hoffte, dass ein mögliches Scheitern einer solchen Fusion das “Problem“ von selbst erledigen würde. Doch die Flingeraner hielten zusammen, erfanden im Herbst des Jahres 1912 am Lindenplätzchen nicht nur den neuen Vereinsnamen „Fortuna“, sondern

schlossen sich kurz darauf zu einem erstarkten neuen Stadtteil-Verein zusammen.


Doch wo sollte man spielen? Eine Spielstätte muss gewisse Voraussetzungen erfüllen, u.a. werden neben einer Einfriedung durch Zäune oder Mauern Drahtnetztore mit einem Wert von jeweils 500 Mark vorausgesetzt. Das ist eine Menge Geld. Zur Einordnung: Ein Pfund Butter kostet damals 1 Mark und 30 Pfennige. Doch auch dieses Problem wird gelöst und so wird die Sportanlage am Lichtplatz für den offiziellen Ligabetrieb entsprechend ausgebaut. Hier absolviert man die Mehrzahl der Heimspiele während des 1. Weltkrieges und gewinnt zwischen 1915 und 1918 vier Mal in Folge die Meisterschaft in der zweitklassigen B-Klasse. Aufsteigen darf man aber erst im vierten Anlauf und den Vereinsprotokollen ist zu entnehmen, dass man sich deshalb sehr ungerecht behandelt fühlt.

Der „Lichtplatz“ geht nach dem Krieg verloren, doch dank der Fusion mit dem Turnverein Flingern 1895 erhält man nicht nur das Gründungsdatum, sondern auch ein Gelände für eine neue Spielstätte, den Platz an der Vennhauser Straße. Dieser entsteht in direkter Nachbarschaft zu den Turnern, die dort ihren „Kartellplatz“ haben. Die Anlage muss freilich erst einmal in Eigenarbeit errichtet werden.

Eine Finanzierung erfolgt über Schuldanleihen von Mitgliedern und Freunden des Vereins, die sich das Geld teilweise vom Mund absparen. Aber es ist ja für den Club. Die Hyperinflation im Jahr 1923 macht diesen dann mit einem Schlag schuldenfrei.

An der „Vennhauser Straße“, die am 07. September 1919 eröffnet wird, ist unsere Fortuna dann immerhin für 11 Jahre beheimatet und hier vollzieht sich der sportliche Aufstieg in die Deutsche Spitzenklasse. Mitte der 1920er Jahre entsteht an der Bahnseite eine überdachte Sitzplatztribüne mit 1.200 Plätzen. Was für eine Extravaganz, ein Verein wie Schalke kann so etwas erst ab Mitte der 1930er Jahre vorweisen. Sportlich geht es jetzt Schlag auf Schlag. 1924 wird der Wiener Heinz Körner erster Trainer. 3 Jahre später gewinnt Fortuna erstmals die Bezirksmeisterschaft und erreicht die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft (bis 1940 gelingt das noch 8 weitere Male). 1928 stellt man mit Ernst Albrecht seinen ersten Nationalspieler. „Die roten Teufel von der Gasanstalt“ sind nun die klare Nummer 1 im Düsseldorfer Fußball.


Doch es gibt ein Problem. Die „Vennhauser Straße“, später lange Jahre Heimat von Alemannia 08 und heute vom örtlichen Schützenverein (Adresse: Flinger Broich 3), ist zu klein geworden. Bei 8.000 Zuschauern, wie beim Bezirksligaduell gegen die TuRu im Sommer 1927, sind Tribüne und Steh-Wälle bereits völlig überfüllt. Gegen den DSC 99 sind es wenig später sogar 12.000, die auch den umliegenden Bahndamm säumen. Zu Spitzenspielen muss man bereits regelmäßig an die Windscheidstraße zum Platz des DSC 99 oder ins neu erbaute Rheinstadion ausweichen.

Den Ausschlag für die neue Heimspielstätte gibt dann wohl Georg Hochgesang, der Ende der 1920er Jahre vom 1.FC Nürnberg an den Rhein wechselt. Der 3-malige Deutsche Meister besteht auf einen Rasenplatz. An der Vennhauser spielt man noch auf Asche.

Von der Stadt erhält Fortuna ein Sumpfgelände zwischen Flinger Broich und Bahnstrecke als

Pachtgelände zur Verfügung gestellt, nur wenige hundert Meter vom alten Platz entfernt. Wieder in Eigenarbeit entsteht in kurzer Zeit Fortunas dritte Spielstätte in Flingern mit einer Kapazität von rund 20.000 Plätzen. Der Mythos Flinger Broich ist geboren.

7.000 Menschen strömen am 28. September 1930, also heute vor 95 Jahren, auf die neue Anlage. Die Spieler können sich allerdings noch nicht vor Ort umziehen, da es noch keine Umkleidekabinen gibt.

Dies erfolgt ein paar hundert Meter entfernt im Gasthaus Schlösser, wo ein Raum oberhalb einer Wurstküche zur Verfügung gestellt wird. Fortuna gewinnt ihr Premierenspiel mit 2:0 und absolviert in Folge die bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte, gekrönt mit dem Gewinn der Westdeutschen Meisterschaft.

Im Sommer des Jahres 1932 geht dann eine Tribüne auf Reisen. Zumindest ein Teil davon, denn der Aufbau und das Dach der Sitzplatztribüne von der „Vennhauser“ wird von Vereinsmitgliedern an den Flinger Broich transportiert und dort die „größte Vereinstribüne Westdeutschlands“ vollendet.

Kapazität: 1.300. Zur Einweihung kommt der amtierende Deutsche Meister FC Bayern München, Fortuna gewinnt vor voller Hütte mit 2:1. 20.000 sind glücklich drinnen, 5.000 bleiben enttäuscht vor den Stadion-Toren stehen. Mittlerweile gibt es hier auch Umkleiden und eine kleine Geschäftsstelle.

Fortuna hat endgültig eine für die damalige Zeit mustergültige neue Heimat gefunden.

Sportlich erlebt Fortuna in den nächsten Jahren ihre erste große Glanzzeit, die auf ewig mit diesem Stadion verbunden sein wird. Der absolute Höhepunkt ist natürlich die Deutsche Meisterschaft des Jahres 1933. Erzielt als erster Verein aus dem Fußball Westen, ohne Gegentor in der Endrunde und mit einem glanzvollen 3:0 gegen den FC Schalke 04 in Müngersdorf. Zwolanowski, Mehl, Hochgesang treffen. Anwesend in Köln ist auch Dr. Waldemar Spier, der als Mitglied des Spielausschusses seinen Beitrag zu diesen Erfolgen leistet. Im Verein immer geachtet und gewürdigt, u.a. später durch den Vorsitzenden Mathias Bakkers in der ersten Nachkriegsversammlung, wird das bis heute einzig nachgewiesene jüdische Vereinsmitglied 1945 in Auschwitz von den Nazis grausam ermordet.

Fortuna stellt im Herbst 1933 in zwei Länderspielen jeweils 6 Nationalspieler, dazu kommen jeweils zwei Benrather. Das zeigt den hohen Stellenwert des Düsseldorfer Fußballs in dieser Zeit. Ein knappes Jahr später, bei der ersten WM mit deutscher Beteiligung, sind 4 Fortunen in Italien dabei: Paul Janes, Ernst Albrecht, Jakob Bender und Stanislaus „Tau“ Kobierski. Letzterer erzielt gegen die Schweiz Deutschlands erstes Tor der WM-Geschichte.

Fortuna erreicht 1936 erneut das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, verliert aber im Berliner Poststadion denkbar unglücklich mit 1:2 n.V. gegen den 1.FC Nürnberg durch ein Tor in der 120. Minute. Am 9. Januar 1938 revanchiert sich dann Schalke im Deutschen Pokalendspiel für die Meisterschaftsniederlage ein paar Jahre zuvor (1:2). Überhaupt: Schalke ist damals die Übermannschaft des Westens. Danach kommt aber schon die Fortuna. Und danach lange erstmal nichts. Der Westschlager lautet von den 1920er bis in die 1950er Jahre: Schalke gegen Fortuna. Sogar zu einem Freundschaftsspiel strömen im Mai 1931 über 80.000 in die Kampfbahn Glückauf.

Der zweite Weltkrieg ist sicher die größte Zäsur der deutschen Geschichte und endet aufgrund der grausamen Nazi-Verbrechen in der nahezu völligen Zerstörung der deutschen Großstädte, so auch Düsseldorf. Die Geschäftsstelle des Vereins im „Bierhaus Fortuna“ wird 1943 durch einen Luftangriff völlig zerstört. Fortunas Stadion am Flinger Broich kommt dagegen glimpflich davon. Mehrere Bombenkrater auf dem Spielfeld können schnell beseitigt werden, wie Matthes Mauritz später berichtet. Fortuna hat Glück, dass die Besatzungsmacht aus fußballbegeisterten Engländern besteht.

Die machen später nicht nur Düsseldorf zur Landeshauptstadt, sondern erneuern noch im Sommer 1945 die Pachtverträge der Fortuna für den Flinger Broich. Doch schon zuvor, am 11. August, findet dort bereits das erste Spiel statt. Fortuna gewinnt 4:3 gegen Sparta Bilk. Damals ist man von den Engländern noch „geduldet“ und tritt ohne offizielle Spielgenehmigung an, die erst einige Tage später am Flinger Broich hereinflattert.

Und die Engländer treten sogar selbst am Flinger Broich gegen die Fortuna an. So dreimal die „Royal Engineers“, immerhin F.A. Cup Sieger des Jahres 1875. Weitere englische Gegner sind dann u.a. die 53. Brit. Division und die Royal Welsh Fusliers, gegen die Matthes Mauritz beim 6:2 sein Fortuna-Debüt feiert. Nach Recherchen von Andreas Götz finden von 21 (!) Freundschaftsspielen im zweiten Halbjahr 1945 vermutlich alle 11 Heimspiele am Flinger Broich statt.

Mit Einführung der Oberliga West im Jahr 1947, eine von vier Top-Ligen in den westlichen

Besatzungszonen, für die sich Fortuna mit dem Gewinn der Bezirksmeisterschaft qualifiziert, rollt der Ball weiter regelmäßig auf dem Fortuna-Platz am Flinger Broich.

Für Topspiele weicht man gerne ins größere Rheinstadion aus, so ist das auch für den alten

Westschlager gegen den FC Schalke 04 am 22. Oktober 1950 geplant. Doch es kommt etwas

dazwischen. Die englische Besatzungsmacht richtet an diesem Tag ein Reitturnier im Rheinstadion aus. Was also tun? Fortuna errichtet Zusatztribünen am Flinger Broich und am Spieltag strömen die Massen auf den Fortuna-Platz. 36.000, bis heute Stadionrekord, sehen, wie der spätere Weltmeister Toni Turek dreimal hinter sich greifen muss. Fortuna verliert trotz toller Aufholjagd knapp mit 2:3.

In den nun folgenden Spielzeiten weicht Fortuna immer häufiger in das größere und komfortablere Rheinstadion aus, ein genauer „Umzugstermin“ lässt sich aber nicht wirklich definieren. Ab Mitte der 1950er Jahre findet bereits die Mehrzahl der Heimspiele in Stockum statt. Im Jahr 1958 zerstört ein Sturm das Dach der alten Haupttribüne, die große Zeit des Stadions scheint sich langsam dem Ende zuzuneigen. Noch bis in die 1960er Jahre lassen sich einzelne Meisterschafts-Heimspiele am Flinger Broich nachweisen, aber dann scheint die Zeit des Stadions als Fortunas Heimspielstätte endgültig vorbei zu sein.

Als die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 nach Deutschland vergeben wird, ist auch Düsseldorf mit seinem Rheinstadion als Spielort dabei, hierfür sind allerdings umfassende Um- und Ausbaumaßnahmen erforderlich. Die Fortuna-Fans freut das sehr, denn es bedeutet die Rückkehr an die alte Spielstätte am Flinger Broich für insgesamt zwei Spielzeiten, 1970/71 und 1971/72.

Das zunehmend verfallende Stadion wird herausgeputzt, es entsteht eine kleine überdachte

Ecktribüne mit Stehplätzen an der Nordost-Ecke und das Clubheim wird modernisiert.

Nach der ersten Bundesliga-Saison 1966/67 spielt Fortuna damals in der zweitklassigen Regionalliga West und wird 1970/71 in der neuen alten Umgebung Vizemeister. Man erreicht damit die Aufstiegsrunde zur Bundesliga. 25.000 Zuschauer im pickepacke vollen Stadion bestaunen den Führungstreffer von Egon Köhnen gegen den großen Favoriten 1.FC Nürnberg und am Ende steht Fortunas zweiter Bundesliga Aufstieg fest. Im alten Spielertunnel, der heute noch an der Nordwestecke des Stadions existiert, steht es damals in großen Lettern an die Wand gemalt: „Egon Köhnen muss nicht föhnen“. Auch im Pokal erlebt das Stadion in der abgelaufenen Saison Glanzstunden. Borussia Mönchengladbach wird 3:1 abgefertigt und im Halbfinale verliert Fortuna nach guter Leistung knapp gegen den FC Bayern mit 0:1. Sepp Maier verhindert somit eine weitere Sensation.

Trotz einiger Abstiegssorgen schafft Fortuna 1971/72 auch dank ihrer Heimstärke in Flingern den Klassenerhalt in der Bundesliga, ehe es zurück ins moderne WM-Stadion nach Stockum geht, wo Fortuna bekanntlich mit 2 Pokalsiegen und einem Europacupfinale die zweite große Glanzzeit ihrer Vereinsgeschichte erlebt.

Doch die Geschichte des Flinger Broich als Bundesligastandort ist noch nicht zu Ende erzählt. Denn 1977 wird der Leichtathletik-Weltcup nach Düsseldorf vergeben, an dem über 300 Athleten aus 54 Nationen teilnehmen werden. Hierfür muss im Rheinstadion eine brandneue Tartan-Laufbahn hergestellt werden und für die ersten 5 Heimspiele der Saison 1975/76 darf Fortuna mal wieder in ihre alte Heimat ausweichen.

Und erneut beginnt eine rege Bautätigkeit am Flinger Broich. Die alte Haupttribüne, die wie bereits berichtet, Mitte der 1920er Jahre an der „Vennhauser Straße“ ihren Anfang nahm, wird durch eine moderne, überdachte Sitzplatztribüne mit einer Kapazität von rund 2.700 Plätzen ersetzt. Die Stehtribünen werden ertüchtigt und mit neuen Wellenbrechern versehen und auch die Geschäftsstelle wird noch einmal erweitert.

Fünf Heimspiele, meist unter Flutlicht, in einem kleinen Stadion „englischer Bauart“ folgen. Bis zu 28.000 Zuschauer, wie bei einem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt, füllen das Stadion im Heimat-Stadtteil der Fortuna. Die Menge auf den Stehwällen wabert hin und her, hoch und runter.

Gänsehautatmosphäre pur.

Das renovierte Stadion dient im Anschluss weiterhin den Spielen der Amateurmannschaft. Diese trägt hier am 22. Juni 1977 vor 8.000 Fans das Hinspiel um die Deutsche Amateurmeisterschaft gegen den SV Sandhausen aus (1:0). Mit dabei auch der leider jüngst verstorbene Hans-Jörg Stiller. Fortuna sichert sich den Titel durch ein 2:2 im Rückspiel im Hardtwaldstadion.

Danach wird es für lange Zeit immer ruhiger am Flinger Broich. Sportlich geht es für die Fortuna ab Mitte der 1980er Jahre immer mehr bergab. Große Spieler wie Klaus Allofs bringen durch Verkauf zwar Rekordablösesummen in die Vereinskasse, aber damit gelingt es gerade mal, die größten Löcher zu stopfen. Die Zuschauerzahlen im Rheinstadion sind häufig nur noch vierstellig und viele Fans träumen von einer Rückkehr nach Flingern. 1987 wird das gesamte, zuletzt vereinseigene Gelände an die Stadt verkauft, um einen Konkurs abzuwenden.

Aber es gibt auch Positives. Am 05.10.1987 beschließen die Vereinsmitglieder eine Umbenennung des Stadions in Paul-Janes-Stadion, um den ehemaligen Rekordnationalspieler zu ehren. Die Stadt spielt mit und 1990 wird die Umbenennung unter Anwesenheit von Janes‘ Witwe Gerda vollzogen.

Höhepunkte für die Fans in den 1990er Jahren bleiben Auftritte der ersten Mannschaft bei

Freundschaftsspielen, besonders bei Saisoneröffnungen gegen internationale Gegner. Die

Geschäftsstelle verbleibt am Flinger Broich, das Trainingsgelände, die Zwote, die Jugend und das ist ja heute noch so. Niemand rechnet allerdings mehr mit einer Rückkehr der ersten Mannschaft und das Stadion verfällt zusehends.

Doch wenn ein Stadion ein Comeback feiern kann, dann ist es das am Flinger Broich. Erneut geht eine WM-Vergabe nach Deutschland. Die „Sommermärchen“-WM 2006. Das Rheinstadion hat allerdings ausgedient und wird im Herbst 2002 gesprengt. Oberbürgermeister Joachim Erwin ist der große Macher, der Düsseldorf nach 1974 erneut als Spielort etablieren möchte und so entsteht ein neues Rheinstadion, dessen offizielle Namensbezeichnung mittlerweile schon häufig gewechselt hat. Es ist heute die etablierte Heimspielstätte der Fortuna und von den neuen „Arenen“ in Deutschland sicher einer der besten und glanzvollsten Austragungsorte. Das mit dem WM-Spielort klappt aber dennoch

nicht, denn der Franz hat was dagegen.

Fortuna ist in dieser Zeit gerade am absoluten Tiefpunkt angekommen und befindet sich auf dem Weg von der 3. in die 4. Liga. OB Erwin vergisst den Verein aber nicht ganz, engagiert sich sogar als Aufsichtsratsvorsitzender. Das Paul-Janes-Stadion wird grundrenoviert, die alten Stehwälle abgetragen und durch drei moderne Stehplatztribünen ersetzt, über deren Schönheit man streiten kann. Fassungsvermögen: 5.800. Die sind auch alle da bei der Rückkehr am 16. März 2002. Es gibt ein umjubeltes 3:2 gegen den SC Verl. Fortuna ist endlich wieder zuhause angekommen.

Es folgen zwei Jahre in der Viertklassigkeit. Höhepunkte gibt es trotzdem, wie das ausverkaufte Mythos-Spiel im Sommer 2003 mit Dieter Nuhr als Stadionsprecher, als die aktuelle Mannschaft die Ristic-Kicker von 1993 empfängt. Oder der Pokalsieg bei strömendem Regen gegen Rot Weiß Essen, als „Franky“ Mayer das Spiel seines Lebens macht und das Stadion bei seinem späten Siegtreffer aus den Fugen gerät. Laktat schießt keine Tore.

Ein 0:0 gegen die Zweitvertretung von Bayer Leverkusen unter der Woche (28.02.2004) reicht im mittlerweile 7.200 fassenden, ausverkauften Stadion zum Aufstieg in die Regionalliga. Ein legendärer Platzsturm eines Viertligisten folgt dem Schlusspfiff, aber niemand weiß Bescheid, ob es überhaupt gereicht hat. „The Voice“ Dieter Bierbaum erlöst schließlich die Massen und die Aufstiegsparty mit Campino im F95-Hosen-Trikot ist heute Geschichte.

Für die Regionalliga werden auf der Ostseite zwei Stahlrohrtribünen errichtet, die Kapazität erhöht sich damit auf knapp 9.000. Gegen den VFL Bochum im DFB-Pokal ist die Hütte auch wieder mal voll.

Fortuna führt zwar, wird aber verpfiffen und verliert am Ende unglücklich.

Bis 2005 bleibt die erste Mannschaft im „PJS“, danach folgt schrittweise die Rückkehr nach Stockum.

Das bis dato letzte Meisterschaftsspiel in Flingern wird am 02.09.2006 gegen den 1. FC Magdeburg ausgetragen. 6.544 Fans sehen einen 3:1 Sieg.

Eins bleib trotz des Abschiedes: Immer, wenn die erste Mannschaft in Freundschaftsspielen im PJS spielt, strömen die Massen nach Flingern. Ob gegen Galatasaray (2007) oder Ipswich Town (2015) mit abschließender Feier im Stahlwerk. Andere Vereine haben ihr Traditionsstadion für immer verloren. Man denke nur an West Ham United und seinen Upton Park. Wer in Flingern jemals einen Abriss fordert, gehört geteert und gefedert.



Im Jahr 2020 werden das Stadion und Trainingsplätze der „Bezirkssportanlage Flingern“ erneut durch die Stadt saniert und am 08. Februar 2024 öffnet ein modernes Nachwuchsleistungszentrum seine Pforten, gleich neben dem alten Clubheim, das längst den Namen Toni-Turek-Haus trägt. Ein brandneues Hauptgebäude und neue Kunstrasenplätze entstehen, Fortuna verfügt nun über eine Infrastruktur vom Feinsten, die vor allem junge Talente zukünftig bei der Fortuna halten soll.

Auch für die Zukunft hat der Verein große Pläne, die er am Flinger Broich verwirklichen möchte. Es bleibt die wahre Heimat der Fortuna. Man genieße immer mal wieder die Spiele der Zwoten dort. Mit ein paar leckeren Uerige und der besten Bratwurst von Düsseldorf, serviert von „Gotscha“ oder „Schabe“.

Bis September 2025 hat Andreas Götz insgesamt 650 Spiele der ersten Mannschaft der Fortuna am Flinger Broich seit dem 28.09.1930 nachgewiesen. Das sind zwar (noch) weniger als im alten Rheinstadion, aber die Seele des Vereins wird für immer in Flingern beheimatet sein. Am Fortuna-Platz. Am Flinger Broich. Im Paul-Janes-Stadion.


Wir bedanken uns bei Friedrich Schacht und der  AG Fortuna-Geschichte für diesen besonderen Beitrag.