L wie Lagerkosmos Lichtplatz

L wie Lagerkosmos Lichtplatz

 

„Vergessene Welten: Zwangsarbeiter der Firma Haniel & Lueg und der Lagerkosmos rund um den Lichtplatz.

 

Die Betriebe rund um die Haniel-Garage boten mehreren Generationen lang Arbeitsplätze für Tausende von Menschen. In einem bestimmten, uns hier interessierenden Zeitabschnitt jedoch nicht nur dies: Während des Zweiten Weltkrieges entstand hier ein regelrechter Lagerkosmos, der zum Arbeits- und Lebensmittelpunkt Hunderter ausländischer Zwangsarbeiter wurde. Während des Zweiten Weltkrieges wurden bekanntlich Millionen von ihnen nach Deutschland verschleppt. Sie mussten die auf Hochtouren laufende Rüstungsproduktion aufrecht erhalten. (…)

In Düsseldorf, einem wichtigen Standort der westdeutschen Rüstungsindustrie, waren es insgesamt etwa 50000 Menschen: Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge. Die größte Gruppe stellten die 'Ostarbeiter' aus den besetzten Gebieten der früheren Sowjetunion – von Greifkommandos des 'Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz' Fritz Sauckel, regelrecht eingefangen und in Güterwaggons ins Reich verschleppt. Im Durchschnitt waren sie keine 20 Jahre alt, auch Kinder fanden sich unter ihnen. (…)

Selbstverständlich beschäftigte auch das Düsseldorfer Haniel & Lueg-Werk Hunderte von ausländischen Zwangsarbeitern. Ein Teil von ihnen lebte direkt auf dem Werksgelände an der Grafenberger Allee 330. (…)

Unmittelbar gegenüber dem heutigen Standort der Haniel-Garage, wo die Lichtstraße in die Grafenberger Allee mündet, befand sich ein Zwangsarbeiterlager, das von der Stadt Düsseldorf unterhalten wurde: das Barackenlager 'Lichtplatz'. Heute ist die ehemals freie Fläche mit mehrstöckigen Wohnungen bebaut. Hier waren zunächst serbische Kriegsgefangene einquartiert, später auch belgische Zwangsarbeiter und ab August 1943 italienische 'Militärinternierte' – so bezeichnet, weil sie, nachdem die italienische Regierung im August 1943 die Seiten gewechselt hatte, keinen Kriegsgefangenenstatus erhalten hatten. Durchschnittlich lebten rund 200 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in diesem Lager, das von Stacheldraht umgeben und von Wehrmachtsoldaten bewacht wurde. Sie wurden vor allem zur Trümmerbeseitigung nach den immer häufiger werdenden alliierten Bombenangriffen eingesetzt. Direkt neben dem Kriegsgefangenenlager existierte von Juli bis Ende Oktober 1943, ein weiteres, bis heute kaum bekanntes KZ-Außenlager mit etwa 40 überwiegend sowjetischen Häftlingen. (…)

Nach dem Krieg diente das Barackenlager am Lichtplatz noch einige Monate als Unterkunft für noch nicht repatriierte ehemalige Zwangsarbeiter. Dann verschwand es, ohne Spuren zu hinterlassen. Weder am Lichtplatz noch auf dem Gelände der Gutehoffnungshütte (…) erinnert eine Gedenktafel an diesen Abschnitt der jüngeren deutschen Geschichte.“

 

Text: Joachim Schröder, Zwangsarbeit und Lagerkosmos

        aus: Ausstellungskatalog – Paul Schneider Esleben Architekt, München 2015

                 Herausgeber. Andreas Lepik, Regine Heß, Seite 69 ff


Zwangsarbeit in Düsseldorf - aus dem großen Düsseldorflexikon

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